Tasmanien

Tag 938

Tasmanien

KM 81009

An Weihnachten geht es mit der Spirit of Tasmania Fähre von Melbourne nach Devonport.

Es ist der 24., aber hier in Australien ist das ja noch Christmas Eve und erst morgen ist „richtig“ Weihnachten mit Bescherung am Morgen. Die Überfahrt mit der Fähre dauert neun Stunden und dort treffe doch tatsächlich auf ein bekanntes Pärchen aus meinem Hostel.


Jo und Tor aus Schottland sind zwar vor ein paar Monaten bereits aus dem Hostel in eine eigene Wohnung gezogen, sind aber zufällig genau mit mir auf dem Weg nach Tasmanien. Sie reisen mit einem Auto und werden für zwei Wochen dort sein. Was für eine schöne Weihnachtsüberraschung. Gemeinsam gehen wir an Bord ins Kino und schauen Tenet, bevor wir abends in Devonport ankommen und erst im Dunkeln an unserem Campingplatz außerhalb des Ortes ankommen.

Hier zum Nachverfolgen meine Route bis zum Morgen des 30.12., jedes X ist eine Übernachtung.


An Christmas Day fahren wir tagsüber getrennt weiter und machen aus, dass wir uns nachmittags an einem anderen Campingplatz wieder treffen. An der Küste entlang fahre ich nach Westen durch einen kleinen Ort namens Penguin, in dem ich einen Schnappschuss für die Weihnachtsgrüße an Freunde und Familie mache. Die Mütze habe ich von Jo und Tor bekommen 🙂


Super Aussichten gibt es dann weiter bei Wynyard mit Blick über die ‚Bass-Straße‘ und den Mohnfeldern hier an Land.

Am Nachmittag treffe ich die beiden dann auf dem Campingplatz nahe Stanley. Zusammen sitzen wir am Strand und lassen es uns mit Wein und Bier gut gehen. Die Stimmung ist super.



Abends gesellt sich noch der deutsche Auswanderer Tristan und sein Hund Brüner dazu. Zu essen gibt es für mich nur Nudeln, aber das ist schon ok, dafür ist die Gesellschaft super.

Am 26., „Boxing Day“, fahren wir alle weiter. Für Tristan geht es ins Inland auf der Suche nach einem schönen Ort, in den er ziehen kann, Jo und Tor fahren Richtung Osten für besseres Wetter und schöne Strände. Ich fahre nach Westen, einfach nur weil ich bereits über 100km nach Westen gefahren bin und ich mich somit für eine große Runde gegen den Uhrzeigersinn in Tasmanien entschieden habe.

Es geht also weiter durch das unspektakuläre Woolnorth Gebiet, bis ich im Westen bei Arthur River wieder an die Küste komme. Hier am ‚Edge of the World“ campe ich für die Nacht. Die Schrifttafel am Ende der Welt hat mir besonders gefallen.

Mein vierter Tag in Tasmanien hat so einiges auf Lager für mich. Morgens unterhalte ich mich noch mit einer Fahrradfahrerin aus Melbourne, die mit mir auf dem Campingplatz übernachtet hat, bevor wir beide nach Süden fahren. Mein erster sehr kurzer Stopp ist Couta Rocks, bevor ich auf die Tarkine Road fahre. Es ist etwas regnerisch und so ziehe ich meine Regenjacke und -hose an. Die Tarkine Road führt durch viele Waldgebiete in denen Holzfällerei betrieben wird. Glücklicherweise sind die Straßen zu den Feiertagen alle leer.


Um meinen Weg nach Süden fortsetzen zu können, mache ich einen kleinen 40km Umweg zurück Richtung Stanley, um zu tanken. Dann geht es zurück zur Tarkine Road und dann weiter nach Süden über den Western Explorer. Hier ist die Straße unbefestigt und bei zunehmenden Regen ist es wirklich kein schöner Ausflug.Aussichten habe ich hier so gut wie keine, aber bei dem Regen hole ich mein Handy eh nicht so oft raus. Die Strecke ist nur 80km lang, ich brauche jedoch über zwei Stunden. Kurz vor dem Ende in Corinna regnet es dann so stark, dass ich die Straße vor mir kaum noch erkennen kann. Zumindest kommen mir hier nicht viele Autos entgegen.
Völlig durchnässt komme ich im Hotel von Corinna an. Neben einer kleinen Fähre über den Fluss und dem Campingplatz des Hotels gibt es hier sonst nichts. Tropfend-nass gehe ich ins Hotel und gehe direkt zur Feuerstelle, um mich wieder aufzuwärmen. Hier treffe ich die Radfahrerin von heute Morgen wieder. Sie hat Schürfwunden an den Beinen und Armen und hält sich die Schulter. Ihr ist im Starkregen auf der Straße ein Jeep entgegengekommen, woraufhin sie panikartig in den Richtung Straßenrand ausweicht und dabei kopfüber im Graben ladet.

Sie ist entgegen der Umstände noch gut gelaunt, auch wenn die Verletzung an Ihrer Schulter sie wahrscheinlich vom Fortsetzen ihrer Radtour abhalten wird. Zusammen mit den Fahrern des Jeeps warten wir auf den Rettungswagen, der sie zum nächstgelegenen Krankenhaus bringen soll, um sie zur Sicherheit einmal durchzuchecken. Bis der Rettungswagen da ist dauert es über eine Stunde, aber bei dem Wetter, den Straßen und den Entfernungen ist das auch kein Wunder. Sie wird samt ihrem Fahrrads mitgenommen und ich wünsche ihr alles Gute und eine schnelle Genesung.
Ich selbst wärme mich weiter am Feuer auf und bestelle einen weiteren Tee. Der Regen soll bis 19 Uhr aufhören und so lange werde ich wohl noch warten. Und kurz nach sieben lässt der Regen dann auch wirklich nach und ich kann die 60km bis zum nächsten Ort Waratah fahren, wo ich auf einem öffentlichen Campingplatz mitten im Ort übernachte. Alles ist nass und ich bin froh direkt in meinen Schlafsack zu schlüpfen und hier den Rest des Abends zu verbringen.
Am nächsten Tag sind immer noch viele meiner Sachen nass oder klamm, aber das Wetter sieht erstmal nicht so aus, als würde sich daran so schnell etwas ändern.
Ich fahre zu den Philosopher Falls.
Der Weg zum Wasserfall führt mich an einem alten Minenkanal vorbei, bis es eine lange Treppe hinunter zur Aussichtsplattform geht. Ein schöner Wasserfall und ein anstrengender Rückweg.


Bei den Treppen komme ich ganz schön aus der Puste, wochenlang Quad fahren war eventuell nicht das beste Ausdauertraining. Auf dem Rückweg zum Motorrad treffe ich zwei Australier, die nach dem Wasserfall fragen. Sie überlegen dort nach Gold zu suchen. Doch der Wasserfall ist nicht so einfach zugänglich, am Fluss oberhalb könnten sie es aber probieren. Goldsuche oder allgemein „Prospecting“ ist hier in Australien ein ganz normales Hobby, das man in weiten Teilen von Australien ohne große Beschränkungen betreiben kann, solange man sich nicht auf Privatgelände oder in einem Nationalpark befindet. Ich fahre weiter und werde wieder vom Regen erwischt. Also mache ich eine kleine Kaffeepause in Rosebery, wo ich von einem anderen Motorradfahrer angesprochen werde, der fragt was ich so mache und mir anbietet bei ihm in Südaustralien unterzukommen, falls ich in Australien festsitzen sollte oder zufällig in der Nähe sein sollte. Auch bei meinem kurzen Stopp in Zeehan spricht mich ein anderer Motorradfahrer an, der mir ein paar Tipps für die nächsten Tage gibt. Viele Motorradfahrer hatte ich vorher nicht getroffen, aber nun bin ich in der Gegend, die viele Leute für ein Tour nutzen. Und die Strecke ist wirklich nicht schlecht, nur muss man mit der nassen Straße noch etwas aufpassen. Nach Rosebury hat der Regen glücklicherweise aufgehört und so kann ich die Dünen bei Strahan gut besteigen und gemütlich zuschauen, wie die Familien mit ihren Brettern und Schalen die Dünen runterrutschen.Für die Nacht komme ich in einem öffentlichen und kostenlosen Campingplatz in Maquarie Heads bei Strahan unter. Es ist ein Gebiet, das für „Recreational Vehicles“ zur Verfügung gestellt wird und in diesem Fall sind das nicht nur Wohnmobile, sondern vor allem Quads, Buggies, und Dirt Bikes. Tagsüber fahren die Familien an den Strand, um dort Spaß zu haben. Abends, während die Erwachsenen sich um das Abendessen kümmern, fahren die Kinder auf ihren Kinder-Quads über den Campingplatz, der Übrigens einfach nur ein Wald mit einigen Freiflächen ist.

Es ist ein sehr schöner Platz, auch wenn der Lärm der anderen Camper und der Quads die Ruhe zerstört.
Am nächsten Morgen fahre ich nach Strahan, kaufe ein und frühstücke am Ufer der Bucht. Dort bereitet gerade ein Paar ein Kajak vor, mit dem sie zwei (!) Wochen die Küste rauf und runter paddeln wollen oder bei schlechtem Wetter legen sie einfach irgendwo an und Wandern. Wow, und alles nur mit den Dingen, die aufs Kajak passen, da kommt mir mein Motorrad schon als Luxusurlaub vor. Die Beiden paddeln hinaus in die Bucht und ich fahre ohne viel Muskelarbeit, aber mit vielen Kurven nach Queenstown. Ich habe den Tipp bekommen, dass es hier eine interessante Strecke zum Kelly Basin Track gibt.

38km geht es über eine normale Kiesstraße, bis die Straße sich dann für fünf Kilometer wesentlich schmaler durch den Wald schlängelt. Die Straße ist eine alte Schienenverbindung, mit der Ende des 19. Jahrhunderts Erz transportiert wurde. Die in die Hügel geschlagenen Schneisen sind heute mit Moos überwachsen und bieten einen einzigartigen Weg durch den Wald.


Am Ende der Straße beginnt der Wanderweg, der mit seinen 10km etwas lang für mich ist. Ich fahre also den gleichen Weg zurück und fahre weiter nach Ouse.
Man beachte den Vollmond, der genau hinter dem einzigen Baum am Horizont aufgeht ;-P
Am Morgen meines siebten Tages in Tasmanien ist es endlich wieder warm und trocken und ich kann gemütlich weiter nach Süden fahren.
Es geht zum touristischen Russell Falls.
Hier ist gut was los und ich höre sogar ein paar Leute deutsch sprechen, aber ich halte mich bedeckt und schaue mich eigenständig um. Die Wasserfälle sind leicht zugänglich und deshalb wahrscheinlich auch so beliebt. Von Hobart bis zum Visitor Centre ist es nur eine Stunde und der Weg zu den Wasserfällen nur 800m. Aber wie man sieht, lohnt es sich, und auch die Horse Shoe Falls ein paar Hundert Meter weiter sind sehr schön.


Weiter westlich fahre ich durch das Big Tree Forrest Reserve mit seinen Riesen-Eukalyptus-Bäumen.

Just außerhalb des Schutzgebiets wird mit den Bäumen auch gut Holzfällerei betrieben. 95km weiter am Ende der „Sackgasse“, in die ich mich begeben habe, komme ich am Gordon Damm an.

Und bei den Bildern vom Damm war ich immer von Drohnenaufnahmen ausgegangen, doch vom Parkplatz hat man wirklich diesen unglaublichen Ausblick.Der fünftgrößte Damm Australiens produziert circa 13% des Energiebedarfs von Tasmanien und war zur Zeit seiner Planung bis zum heutigen Tag ein umstrittenes Projekt, denn aus dem kleinen, idyllischen Lake Pedder wurde durch die Stauung des Wassers ein riesiger Lake Pedder und Lake Gordon, dem größten See Australiens. Aber die Aussicht und die Dimensionen des Damms sind einfach nur atemberaubend.

Man kann hinunter zum Damm gehen und von dort in die Tiefe, sowie auf den Lake Gordon blicken.
Weiter geht es zum Campingplatz am Edgar Dam am südlichen Ende des Lake Pedder, an dem ich wieder Zeit mit mir selbst verbringe. Viel Kontakt mit anderen Campern oder anderen Leuten hatte ich eigentlich nicht, bis auf kurze Begegnungen und Gespräche. Hier sind wohl viele Leute im normalen Urlaubsmodus und genießen die Zeit Unter sich über die Feiertage. Aber für mich ist das auch ok, Langeweile habe ich ja sowieso meist nie. Da habe ich dann Zeit in meinem riesen Wälzer zu lesen, der doch mehr Platz verbraucht, als mir manchmal lieb ist.
(Bild aufgenommen im Hostel)

Und am nächsten Tag ist schon Silvester und so mache ich mich auf in die Hauptstadt von Tasmanien, Hobart.

Hier checke ich für zwei Nächte in ein Hostel ein und treffe mich wieder mit Jo und Tor.
Abends gehen wir in einem Irish Pub und versuchen das vergangene Jahr mit vielen Bieren hinter uns zu lassen. Wir setzen uns zu einem anderen Pärchen und später gesellen sich noch zwei Männer dazu. Wir unterhalten uns über unsere Woche in Tasmanien und was sonst so dieses Jahr passiert ist.
Zu Mitternacht gibt es das Feuerwerk über dem Hafen und das Jahr 2021 beginnt.

2 Kommentare zu „Tasmanien

    1. Hi Stefan,
      Vielen Dank! Bei mir ist alles super, ich arbeite weiter vor mir hin.
      Ich habe gestern meinen Flug gebucht und werde am 24. Mai in Düsseldorf landen. Ich hoffe Mal, dass ich dann auch Leute besuchen kann, bevor es für mich endgültig nach Hause geht.
      Das Motorrad ist bereits am Hafen in Melbourne und wird bald via Container seinen Weg nach Hamburg starten.
      Hier auf dem Blog folgen noch ein Beitrag von Tasmanien, den Rest meiner Arbeit an verschiedenen Orten und Beiträge zu meiner Rückkehr. So langsam wird es ernst… schon ein seltsames Gefühl, dass es bald zurück nach Deutschland geht… aber freue mich sehr die Familie und alle Freunde wieder zu sehen 🙂
      Bis dahin,
      Peter

      Like

Hinterlasse einen Kommentar