Before I Go Home

Tag 1082

Melbourne

KM 83172

Und es geht weiter. Wie ich es versprochen habe, werde ich diesen Blog noch zu Ende führen und euch über die letzten Monate meiner Reise informieren.

Nach zwei Nächten in Melbourne ging es zurück nach Adelaide (13. Januar 2021) für das nächste Projekt in der CBD. Für zwei Wochen arbeiten wir in Adelaide und Adelaide North.

Die zwei Wochen hier laufen recht entspannt. Vom wohlhabenden Norden der Stadt bis zum belebten Zentrum geht es über viele Fußwege, Einkaufsstraßen, aber auch Parks und Denkmäler. Außerdem habe ich noch einmal die Chance mich mit Helena zum Brunch zu treffen.

Danach geht es für Nick, Adel und mich zurück Richtung Melbourne. Am anderen Ende der Bucht liegt Geelong, unserem Zuhause für die nächste Woche. Von hier fahren wir nach Süden zur Surf Coast und arbeiten hier in den Städten, in denen ich vor fast eineinhalb Jahren meine Rundreise durch Australien begonnen habe.

Torquay, Anglesea, Aires Inlet und Lorne, sowie ein paar weitere kleine Orte im Landesinneren. Die Aussichten sind teils super und auch das Wetter spielt mit. Ich habe die Chance Lara und Louis wieder zu treffen, die ich im Cradle Mountain National Park auf Tasmanien kennengelernt habe. Wir hatten einen schönen Abend in ihrem gemieteten Haus auf einer großen Farm im ländlichen Gnarwarre.

Ansonsten habe ich meine Zeit in der Unterkunft damit verbracht ein wenig zu backen und meine Pizza-Skills zu verbessern.

Nach zwei Tagen in Melbourne, in denen ich an einem Tag natürlich eine Motorradtour mit Oliver und Martin mache, geht es schon wieder weiter. Dieses Mal wieder Richtung Sydney. 850 km fahre ich allein den Truck, während Nick den Ford Territory mit Anhänger fährt. Von Goulburn aus arbeiten wir im kleinen Upper Lachlan Shire, wo ich sogar einen kleinen Fototermin und Treffen mit dem Bürgermeister habe. In der lokalen Zeitung wird ein kleiner Bericht erscheinen, dass wir hier die Gehwege und Straßen inspizieren werden. Vom Road Surveying Team ist Simon dabei.

Abends habe ich dann wieder die Chance eine alte Bekanntschaft zu treffen. Ich bin zum Abendessen bei Bob, Holly und Eva, denen es super geht und es gut aus der Pandemie geschafft haben.

Nach zwei Tagen in Goulburn fahren wir weiter nach Sydney in den westlich Stadtteil Penrith, wo unsere Firmenzentrale ansässig ist und wo wir unsere nächste Inspektion haben. Die Arbeit hier ist etwas speziell, da die Untersuchung des Fußweges bereits erfolgt ist, die Gemeinde sich aber entschieden hat, zusätzlich alle Rampen der Bürgersteige untersuchen zu lassen, ob sie den Vorschriften für behindertengerechten Zugang erfüllen. Dieses Mal sind wir nicht mit unseren Quads unterwegs, sondern zu Fuß, was wirklich anstrengend ist, wenn man acht Stunden pro Tag arbeitet.

Unsere freien Tage nutzen Nick und ich damit den Blue Mountains National Park zu besuchen. Von den Three Sisters machen wir eine kleine Wanderung zum Kiah Lookout. Auf dem Rückweg werde ich von irgendetwas am Knöchel gestochen oder gebissen. Ich schüttelte es so schnell ab, dass ich nicht sehen konnte, was es war. Aber es sticht wirklich sehr beim Laufen und ist echt nervig. Am nächsten Tag arbeite ich normal, obwohl mein Knöchel immer noch sticht. Ich fahre ein paar Stellen mit dem Auto ab und lege meinen Fuß am Ende des Tages ruhig. Doch nach der Anstrengung des Tages schwillt der Fuß an und ich kann kaum noch laufen. Ich besorge mir Fenistil und mache den nächsten Tag frei. Den ganzen Tag kann ich kaum laufen und der Fuß schmerzt extrem. Aber am nächsten Tag ist es bereits so gut, dass ich wieder arbeiten kann. Eventuell wurde ich da wohl von einer netten Spinne gebissen, die hier in Australien ja nicht den besten Ruf haben.

Eine Woche nach meiner Spinnenattacke nehme ich mir die Zeit und gehe Blut spenden. Normalerweise kann ich auf meinen Reisen ja kein Blut spenden, da ich mich in den 3-6 Monaten zuvor noch irgendwo im Ausland aufgehalten habe. Aber nachdem ich jetzt so lange in Australien bin, habe ich endlich die Chance dazu. Im Lifeblood Nepean Donor Centre kann ich meinen australischen Führerschein vorzeigen und werde behandelt wie ein Australier. Das Prozedere und der Fragebogen sind sehr ähnlich zu dem in Deutschland und auch das Personal ist genau so nett. Hier in Australien ist es illegal, für eine Blutspende bezahlt zu werden und so gibt es wie in Deutschland Snacks und Getränke. Außerdem bekomme ich hier einen Anhänger als Dankeschön für meine Spende. Glücklicherweise kenne ich meine Blutgruppe, denn normalerweise würde man den Anhänger erst bei seiner zweiten Spende bekommen.

Nach meiner Spende fahre ich zum berühmten Bondi Beach, zu dem ich es letztes Jahr nicht geschafft hatte. Es ist ein wunderschöner Strand und es ist einiges los. Ich sehe sogar das Filmteam der Doku-Serie „Bondi Rescue“.

Unser letztes Wochenende in Sydney nutzen wir mit einem weiteren Ausflug Richtung Blue Mountains. Wir besuchen die Wentworth Falls und genießen erneut den Blick über den riesigen Blue Mountains National Park.

Am Samstag, 27. Februar 2021, machen Nick und ich uns auf in den Taronga Zoo inmitten der Stadt. Der Zoo bietet über hundert Spezies auf 28 Hektar.

Drei Stunden verbringen wir hier und versuchen alle australischen Tiere zu sehen, die wir in freier Wildbahn nicht gesehen haben. Wie zum Beispiel der Tasmanische Teufel oder Koalas.

Am nächsten Tag treffe ich mich nochmal mit Gordon. Zusammen mit Nick fahren wir nördlich von Sydney zuerst zu „Pie in the Sky“, einem bekannten Motorradfahrer Spot, der auf kurviger Strecke einen Stopp mit (Meat) Pie und Kaffee bietet. Danach fahren wir weiter nach Brooklyn und essen im The Anglers Rest zu Mittag. Hierher werde ich in zwei Monaten sogar nochmal zurückkehren, um die Gehwege zu inspizieren 😛

Nach Penrith geht es für uns wieder zurück nach Victoria, 850km an einem Tag und dann nochmal 210km bis nach South Gippsland südöstlich von Melbourne, um noch vor Mittag weiter zu arbeiten. Hier verbringen wir nur vier Tage in einem alt eingerichteten AirBnB, um unsere Arbeit zu erledigen.

Dann geht es schon wieder zurück nach Melbourne (5. März 2021) und dieses Mal nicht direkt ins Hostel. Ich habe mir etwas gegönnt, das ich schon sehr lange machen wollte. Ich habe zwei Nächte in einem Tiny House gebucht. Das Tiny House steht im Wohngebiet im Stadtteil Preston. Es steht auf der Hofeinfahrt von Beck. Sie hat das Haus bauen lassen und möchte darin einmal mit ihren Kindern durch Australien reisen. Bis dahin vermietet sie es auf AirBnB und holt sich die Baukosten wieder ein.

Im Haus gibt es ein Sofa, eine Küche, ein Badezimmer mit Dusche und Trockentrenntoilette und ein Schlafloft. Auch wenn es tiny ist, komme ich hier mit meinen 1,96m gut klar. Nur im Loft muss man natürlich etwas krabbeln. Ich habe mich schon lange mit Tiny Häusern beschäftigt und bin begeistert vom Konzept. Hier in Australien gibt es viele Leute, die dem teuren Hausmarkt mit einem Tiny House entkommen wollen. Mich zieht der Minimalismus an, der ein Tiny House mitbringt: keine Möglichkeiten Dinge anzusammeln und somit kein Stress die leeren Ecken seiner Wohnung mit Zeug zu füllen zu müssen. Begrenzung auf die wichtigen Dinge eben.

So attraktiv die Idee jedoch für mich ist, so bin ich mir über die Schwierigkeiten eines Stellplatzes und die bürokratischen Hürden in Deutschland bewusst und werde das Projekt wohl erstmal nicht verfolgen.

In Melbourne verbringe ich weitere fünf Wochen für eine Asset Survey in Prahran, die wir wieder zu Fuß durchführen. Da mein Hostel genau am Rand von Prahran liegt, ist es für mich einfach jeden Tag zu meinem Arbeitsgebiet zu kommen.

Ende März muss ich jedoch aus dem Lord’s Lodge Hostel raus. Nach jahrelangem Betreiben und vielen Erinnerungen, die auch ich hier gemacht habe, wird das Hostel permanent schließen. Durch Covid kommen immer noch keine neuen Backpacker ins Land und so bleiben auch die Gäste in den Hostels aus. Ich war bereits froh, dass das Hostel nicht schon letzten Frühling geschlossen hat, aber jetzt muss ich mir für die letzten zwei Monate doch noch etwas Neues suchen. Ich ziehe ins YHA Metro in der Nähe des Victoria Markets und verabschiede mich von den Bewohnern, mit denen ich mich teilweise gut angefreundet habe und sicher vermissen werde. Denn die meisten ziehen entweder in Shared Houses oder kleine gemietete Unterkünfte.

Leute mit denen ich Zeit im Lord’s Lodge verbracht habe: Michael, Costa, Brenton, Matt, Nikki, Samantha, Dama, Richard, Jo, Jimmie, Tor, Flo, Sunny, Trippy (Connor), Emily, Fabian, Nele, Sheryl, Dennis

Im YHA Metro habe ich wieder ein vierer Mehrbettzimmer, das ich mir mit einer anderen Person teile. Das Lodge war vorher so leer, dass jeder sein eigenes Mehrbettzimmer hatte.

Das Hostel ist gut eingerichtet und recht groß. Es sind viele Australier hier, die sich wohl keine eigene Wohnung leisten wollen oder können. Daher finde ich hier auch nicht wirklich Anschluss. Es gibt nur eine Hand voll Reisender, die jetzt so wie ich aktuell nur arbeiten. Und bei den Reisenden, die hier sind, suche ich selbst keinen Anschluss, da ich ja sowieso bald abreise. Ich hatte somit neben Smalltalk keinen wirklichen Kontakt mit den Bewohnern.

Ich arbeite also viel und verbringe meine Freizeit mit meinem Zauberwürfel, lese „Fire and Blood“, koche, mache kleine Ausflüge oder gehe ins Museum oder Kino (Nomadland, The Father) oder mache eine letzte, kleine Motorradtour.

Am 6. April ist dann ein sehr wehmütiger Tag: Ich bringe mein Motorrad zur Verschiffung nach Melton zu meinem Shipping Agent. Nachdem ich es am Vortag ausgiebig gereinigt habe, wird es heute zum dritten Mal auf eine Palette geschnürt und zum zweiten Mal in einem Container transportiert. Ab jetzt kümmert sich Brent von Bikes Abroad um mein Motorrad und den Transport nach Hamburg. Der Transport dauert mindesten sechs Wochen und so kann ich mir sicher sein, dass mein Motorrad nicht vor mir in Deutschland ankommt und ich eventuell Lagerungskosten im Hafen entrichten muss. Ich habe noch die Hoffnung, dass das Motorrad vor meinem Geburtstag in Hamburg ankommt und ich mit dem Motorrad nach Hause fahren kann. Die Tatsache, dass ich eine große Beule in der Felge habe und damit wohl keinen TÜV bekommen werde, macht die Aussichten auf eine motorisierte Heimfahrt jedoch sehr klein.

Nach ein paar weiteren Tagen zu Fuß durch Prahran geht es für mich allein zurück nach Sydney. Dieses Mal via Flugzeug. Vor 22 Monaten bin ich das letzte Mal geflogen und nun mit Covid ist es doch ein anderes Erlebnis. Der Flughafen ist sehr ruhig, aber das Flugzeug ist trotzdem komplett ausgebucht. Der Flug dauert nur 1:30 Stunden und so bin ich bereits mittags in der Firmenzentrale in Penrith.

Namen von Kollegen: Luke, Josh, Nick, Emma, Mike, Elistair, Adel, Louis, Jesse, Megan, Emma, Amaja.

Von hier fahre ich mit Auto und Anhänger mit einem Quad nach Hornsby zu meinem nächsten Projekt. Anfangen kann ich jedoch nicht direkt. Die Technik auf dem Quad macht Probleme und ich bekomme es nicht gefixt. Am nächsten Tag probiere ich es wieder, doch die Segmente brechen immer wieder ab, da das GPS Modul Probleme macht. So muss ich nachmittags wieder zurück zur Firma und das Quad austauschen… Sind ja nur 100km, um einmal hin und zurück durch Sydney zu fahren 😀

Aber ich schaffe es noch mich abends mit Gordon und seiner Frau Julie zu treffen. Im Castle Hill RSL Club haben wir einen schönen Abend und verabschieden uns auf unbestimmte Zeit.

Mit dem neuen Quad schaffe ich das Projekt in einer Woche und fliege danach zurück nach Melbourne (20. April).

Meine Kollegen Nick und Adel haben die Asset Survey in Prahran beendet und wechseln zum Road Survey Team, das Straßen und Bordsteine zu inspizieren. Ich habe meine beiden neuen Kollegen Noomi und Alex bereits kennengelernt. Sie haben gerade erst angefangen und lernen hier im Moonee Valley die hohe Kunst des Knöpfedrücken, während man mit 8 km/h über einen Gehweg fährt und Risse im Beton zählt.

An einem Wochenende gehe ich in die Disney Ausstellung des ACMI (Australian Centre for the Moving Image). Es gibt einige originale Zeichnungen und Modelle, aber sonst ist die Ausstellung für mich nicht so interessant.

Ich gebe mir noch etwas Mühe Melbourne mehr zu entdecken, gehe öfters raus und bestelle Essen, aber die Luft ist raus und ich freue mich zurück nach Deutschland zu kommen, endlich Freunde und Familie wiedersehen,

Mein Motorrad verfolge ich via Container Tracking. Mittlerweile (5. Mai) ist es in Sri Lanka. Ich kann via MarineTraffic.com das Schiff verfolgen und sehe jeweils den nächsten Stopp und ich kann über die Seite des Spediteurs Start und Ankunft des Containers mit Ziel Hamburg verfolgen. Die Ankunft wird potenziell immer nach hinten verschoben und die initiale Angabe mehr als optimistisch, aber zumindest ist der Suez Kanal seit fünf Wochen wieder frei und so sollte das Schiff dort nicht in Verzug geraten 😛

Am 22. Mai fahre ich zum letzten Mal zu Oliver, um mich zu verabschieden. Wir essen noch einmal mit der ganzen Familie zusammen und sagen dann unsere Goodbyes.

Das gemeinsame Bild von Weihnachten 2019

Ich schätze mich überglücklich einen so guten Freund und Mitstreiter gefunden zu haben, der immer für mich da war, mich unterstützt und mir geholfen hat. Wir haben gemeinsam so viel erlebt, nicht nur von Marree bis nach Darwin, sondern auch auf den unzähligen kleinen Trips in den Yarra Ranges und unserem kleinen Kayak Ausflug auf dem Yarra River. Thank you for everything! See you on the road!

Meinen letzten Tag in Australien nutze ich, um noch ein paar mehr Souvenirs zu kaufen und natürlich, um ein letztes Mal ins Kino zu gehen: A Quiet Place 2. Zurück in Deutschland werde ich ja erstmal nicht ins Kino können, da alles geschlossen ist.

Am 24. Mai ist es dann so weit. Ich checke aus meinem Hostel aus, verabschiede mich von den paar Leuten, die ich kenne und nehme den Bus zum Flughafen.

Viel Gepäck habe ich nicht. Viele Sachen sind in meinem Motorrad; Sachen aus der Küche und einige Dinge vom Motorrad, wie Öle, Sprays und Reinigungsmittel habe ich Oliver überlassen; Klamotten habe ich ein paar gespendet und mein Zelt hat sein Lebensende erreicht und hat seinen Weg in die Entsorgung gefunden.

Im Gepäck habe ich die Sachen, die ich die letzten Wochen noch gebraucht habe und die, die ich auf meiner Coming-Home-Tour benötige und natürlich einige Souvenirs und Kleinigkeiten für Freunde und Familie.

23 Monate und 17 Tage war Australien mein Zuhause. Aber jetzt geht es wieder nach Hause!

Off we go!

Fortsetzung folgt…

Ich habe fertig!

Tag 1095

KM ~82700

Zuhause

Ich habe es geschafft! Einmal hin und zurück. Drei Jahre. Motorrad, Flugzeug, Roller und Fahrrad. Reisen, Arbeiten, Rumsitzen. Menschen, Orte, Erfahrungen, Freundschaften und unendlich viel mehr!

Mit diesem Blog Post ist der Blog natürlich noch nicht beendet. Es folgen noch die letzten Monate in Australien, meine Home Coming Tour auf dem Fahrrad und ein Abschlussbericht. Ich wollte nur schonmal ein Update geben 🙂

Ich freue mich Familie, Freunde und die Heimat wiederzusehen und bin gespannt, was meine Zukunft so in petto für mich hat. Man sieht sich! 🙂

Tasmanien 3

Tag 950

Melbourne

KM 90675

Von der Tasman Peninsula ging es zurück an den schönen Campingplatz von letzter Nacht und am nächsten Tag weiter zu Freycinet.

Hier angekommen, werde ich freundlichst von einem Känguru mit kleinem Joey begrüßt. Auf der Suche nach Essen von den Besuchern hat es bei mir aber keinen Erfolg.

Es ist bereits Nachmittag und so mache ich nur eine 3 km Wanderung bis zum Wineglass Bay Lookout.

Am Aussichtspunkt gibt es drei Plattformen, von denen man eine super Aussicht auf Wineglass Bay und Wineglass Beach hat.

Doch das, was mich hier stört, ist eine Familie mit drei Kindern. Gebieterisch werden die Kinder angewiesen, sich an jeder Plattform für ein Foto aufzustellen. Es werden dutzende Fotos gemacht und immer wieder Befehle gegeben, wie sie zu schauen und was sie zu machen haben. Die Kinder sind sichtlich genervt und grinsen für einen Augenblick für die Kamera, bevor sie genervt weiterschmollen. Die Kinder scheinen ihren Urlaub nicht zu genießen, während die Eltern weiter befehlen „Benehmt euch, wir sind nur einmal hier.“ „Stellt euch das auf. Leg den Stock Weg. Stell dich dazu. Noch ein Bild.“

Als bräuchte man an jeder Stelle zu jedem Zeitpunkt ein Bild, auf dem die Kinder oder die Familie zu sehen ist, da man ja sonst nicht wirklich da war.

Dies ist das einzige Foto, das ich am Aussichtspunkte gemacht habe. Es ist die beste Aussicht, es ist real, authentisch und auch wenn ich nicht auf dem Bild bin, war ich trotzdem da. Würden die Eltern dieser Familie genau so denken, hätten ihre Kinder eventuell auch Vergnügen an dem Ausflug und dem Urlaub.

Ich gehe der Familie so gut es geht aus dem Weg und gehe zurück zum Parkplatz. Alle anderen Wanderungen hier sind recht lang und mir ist nicht danach einen drei Stunden Umweg zu nehmen, um einen Strand zu sehen.

Stattdessen fahre ich weiter zu meinem Campingplatz, Friendly Beaches. Der Campingplatz hier ist wieder gut gefüllt, aber ich finde eine Ecke in der Nähe des Loo. Hier bin ich wieder so nah am Strand, dass ich beim Rauschen des Meeres einschlafe.

Vorher rede ich aber noch kurz mit meinen Nachbarn, die, wie ich sehe, Wackelpudding spielen 😀
Ich spreche sie darauf an, sie kennen es unter dem Namen „Cambio“ und haben ein wenig vereinfachte Regeln. Leider ist es schon spät und so können wir keine gemeinsame Runde mehr spielen.

Am nächsten Tag fahre ich weiter nach Norden. Eigentlich war es mein Plan ins Landesinnere zu fahren, um einen Umweg mit guter Szenerie zu nehmen, aber wie ich in den Westen blicke, sehe ich nur schwarze Regenwolken. Also entscheide ich mich, an der Küste zu bleiben.

Es geht nach Binalong Bay, wo ich mir an einem ungestörten Ort die Haare schneiden kann und danach am Strand kurz ins Wasser und dann unter die Dusche steigen kann.

Weiter geht es zur Bay of Fires, benannt nach den Lagerfeuern, die die ersten Entdecker an der Küste gesehen haben. Aber auch passend auf Grund der rot gefärbten Steine, die eine wundervolle Farbe zum Sonnenuntergang haben. So lange bleibe ich jedoch nicht.

Den Sonnenuntergang genieße ich am Swimcart Beach Campground. Es gibt viele gratis Campingplätze hier an der Küste und alle sind zur Zeit ziemlich überfüllt. Man findet kaum noch einen Platz. Aber nach zwei Versuchen, bei denen mir bei den Campermassen schon schlecht geworden ist, habe ich hier einen Platz gefunden, der nur zu Fuß erreichbar ist. Ich habe einfach mein Motorrad geparkt und bin dann 50m weiter zum ersten freien Spot gelaufen. Wieder direkt am Strand mit dem konstanten Rauschen der Wellen.

Ich verbringe eine entspannte Nacht ohne Kontakt zu anderen Campern und fahre dann weiter Nach Westen zu den St. Columba Falls.

Auf der Straße zum Wasserfall und auf dem Weg zurück kommt mir die Landschaft sehr europäisch vor. Grüne Wiesen, Wälder, Kühe, Berge im Hintergrund…

…doch wenn man einen kleinen Stopp im Wald macht, merkt man direkt, dass man hier in einem Tropenwald ist.

Für die Nacht komme ich wieder an einem gratis Campingplatz unter, von wo ich am nächsten Morgen zu den Liffey Fall gehe.

Auf dem Weg zu Cradle Mountain mache ich einen Zwischenstopp an den Marakoopa Caves, wo ich noch das letzte Ticket der letzten Führung ergattern kann.

Eine Stunde werde ich mit zwei anderen Familien durch die kühle Höhle geführt. An einer Stelle wird das Licht ausgeschaltet, sodass man in kompletter Finsternis Glühwürmchen an der Decke entdecken kann.

Danach übernachte ich an einem Fluss, an dem ich mich mit meinen Campingnachbarn anfreunde. Ich unterhalte mich morgens noch recht lange mit dem Pärchen und fahre erst spät zu Cradle Mountain.

Die beiden hatten mir geraten den Cradle Mountain zu besteigen. Doch die Wanderung ist 10km lang und geht von 1000m bis auf 1450m mit steilem und schwierigem Aufstieg gegen Ende.

Deshalb habe ich mich für meinen ersten Tag für eine kleine Wanderung entschieden und wollte morgen mehrere kleine Wanderungen machen. Bei meiner heutigen Wanderung um den Dove Lake bin ich jedoch bereits nach einem Kilometer von den anderen Besuchern genervt und so entscheide ich mich bergauf zum Marion Lookout zu gehen. Dieser liegt nur auf halbem Weg zu Cradle Mountain und bietet bereits eine atemberaubende Aussicht.

Ich gehe noch ein Stück weiter Richtung Cradle Mountain, aber drehe dann wieder um und beende in Ruhe meine Runde um den Dove Lake, da jetzt die meisten Besucher den Nationalpark verlassen haben. Der Ballroom Forest ist dabei besonders schön.

Am Ende des Rundgangs komme ich an eine Aussichtsplattform, an der ein Pärchen eine Fotosession macht. Er fotografiert seine Freundin mit voller Fotografen-Energie. Ich biete den beiden an, ein Foto von ihnen machen zu können und danach bietet der Freund mir das gleiche an. Mit meinem Handy bewaffnet spornt er mich an gute Posen zu machen; „ja super, genau, klasse…!“ Ziemlich witziger Typ.

Zurück am Motorrad finde ich einen Zettel an meinem Lenker. Der Zettel ist von Jude und Dean, die auf der 1200GS unterwegs sind, neben der ich geparkt hatte. Sie haben mein Nummernschild und all meinen Sticker gesehen und würden sich gerne mit mir treffen und sich unterhalten. Super nett, ist auf meine Reise bisher nicht passiert, dass jemand eine Notiz hinterlassen hat 🙂

Ich antworte ihnen, dass ich noch einen weiteren Tag in Cradle Mountain verbringen werde und mich dann mit ihnen auf dem Weg zur Fähre treffen kann.

Ich fahre vom Nationalpark wieder zurück zu meinem Campingplatz von gestern, mit großem Umweg in den nächstgelegenen Ort, um Essen einzukaufen. Zurück am Campingplatz treffe ich wieder meine netten Nachbarn und unterhalte mich mit ihnen über meinen Tag. Jetzt überzeugen sie mich auch morgen Cradle Mountain zu besteigen.

Am nächsten Tag fahre ich dann bereits vormittags zurück zum Nationalpark und beginne die 5km zur Spitze.

Wieder vorbei am Marion Lookout geht es zum Fuße des Berges.

Von hier beginnt der schwierige Teil der Wanderung. Es geht steil bergauf über teils große Felsen, bei denen selbst ich mit meinen langen Beinen schwer hoch komme.

Zwei Stunden und zehn Minuten nachdem ich vom Parkplatz gestartet bin, komme ich an der Spitze an. Mächtig aus der puste werde ich mit einem super Ausblick belohnt.

Oben an der Spitze hat auch der Vater, mit dem ich hinauf gestiegen bin, seinen Sohn und dessen Kumpel wiedergetroffen, die ohne ihn voraus gegangen waren. Der Vater hat sich gewundert, wie die beiden 15-jährigen es überhaupt hierher geschafft haben, aber sie haben sich wohl bei den schwierigen Stellen gegenseitig hoch gezogen, wo ich selbst ich ja gerade so hoch gekommen bin. Gutes Teamwork, das muss man den Jungs lassen.

Auch hinunter ist es wieder ein ziemliches Gekraksel, aber nach zwei weiteren Stunden komme ich sicher am Parkplatz an.

Von hier fahre ich nach Latrobe, wo ich mich mit Jude und Dean in einem Restaurant treffe. Die beiden sind Rentner, aber trotzdem zu zweit mit Motorrad unterwegs. Sie wollten eigentlich nach Südamerika reisen, aber Corona hat ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nun warten sie noch auf ihren Beiwagen, den sie aus Deutschland in ein paar Monaten geliefert bekommen werden. Ein weiterer schöner Abend mit vielen guten Geschichten.

Am nächsten Morgen ist meine Reise in Tasmanien dann zuende. Ich fahre wieder nach Devonport zur Spirit of Tasmania. Hier treffe ich auch wieder Susanne und Dietmar, die die gleiche Überfahrt gebucht hatten. Auch mit ihnen rede ich lange über ihre und meine Reisen. Da vergeht die 10 Stunden Überfahrt auch wieder schneller als gedacht.

Und das waren meine 18 Tage in Tasmanien. Ich habe wieder viel erlebt und bin wirklich froh, dass ich diesen Trip noch unternehmen konnte, denn ab jetzt heißt es nur noch: arbeiten.

Tasmanien 2

Tag 942

Tasman Peninsula

KM 81624

Frohes Neues Jahr!

Ich erwache mit einem klassischen Kater und lasse es erstmal langsam angehen. Frühstück, Duschen und packe ein paar Sachen für eine Motorradtour. Am Nachmittag geht es mir glücklicherweise schon wieder gut und so kann ich mit dem Motorrad den Hartz Nationalpark südöstlich von Hobart erkunden.

Auf dem Weg schaue ich in Geeveston nach Schnabeltieren am Fluss, natürlich ohne Erfolg und fahre dann weiter zum Hartz Berg.

Hier habe ich mich für die entspannte Wanderung zum Lake Osborne entschieden und relaxe eine Weile am Ufer. Viel ist hier nicht los und das finde ich gerade auch gut so.

Danach fahre ich zum Waratah Lookout, wo man eine unglaubliche Sicht über den Nationalpark hat. Hier kann man den nahegelegenen Wasserfall hören und die Vögel über die Baumwipfel zischen sehen.

Der Weg zum und vom Nationalpark führt durch dichte Wälder mit hohen Bäumen. Teilweise sieht man Schilder wie „Abgeholzt 1968“ oder „Waldbrand 1997“. Ich fahre zum Tahune Airwalk, der vor zwei Jahren in einem schweren Waldbrand beschädigt wurde und erst letztes Jahr im Januar wieder eröffnet hat. Doch es ist bereits nach fünf und die Tore sind bereits geschlossen.

Also fahre ich zurück nach Geeveston und dann durch Huonville und entlang der Küste durch Cygnet und Kettering.

Mit einer Packung Brombeeren von einem der vielen unbemannten Obstständen fahre ich zum Mount Wellington. Die Sonne geht bereits unter und das Wetter wird schlechter. Mount Wellington (1271m üNN) ist in einer dicken Wolke eingehüllt und so mache ich es mir auf halbem Weg gemütlich.

Nach einer weiteren Nacht im Hostel packe ich wieder alle meine Sachen und fahre zum MONA, dem Museum of Old and New Art. Im Norden der Stadt am Derwent River ist die Location schonmal ziemlich cool.

Das Museum ist größtenteils unterirdisch und führt mit großen Räumen drei Ebenen nach unten. Nach dem Eingang geht es über eine Wendeltreppe hinab, danach arbeitet man sich durch das Museum zurück nach oben. Ausgestellt wird antike, moderne und zeitgenössische Kunst.

Es gab wirklich interessante Ausstellungsstücke und Bereiche, die aber auch teilweise etwas speziell und ungewöhnlich waren. Ein Raum sah aus wie eine Bibliothek, doch alle Bücher waren komplett weiß. Ein Raum war voll von, auf einem Haufen geworfenen, Grabsteinen. Am Eingang gab es neben dem Wörter-Wasserfall noch ein vier Meter hohes Regal mit Glasflaschen auf mehreren Ebenen und einen Motor-gesteuerten Stab, der zufällig irgendwann gegen die Flaschen drückt, die dann auf den Boden fallen. Das passiert jedoch so selten, dass davor Dutzende Besucher warten und hoffen es zu sehen. In der Zeit, in der ich dort war, ist jedoch nichts passiert und dabei war ich längere Zeit in der Nähe. In einem Raum gab es einen großen Tisch mit mehreren Sitzplätzen und großen Haufen an Linsen und Reis. Jeder Besucher, der mochte, durfte Platz nehmen, nachdem das Smartphone in den Sitzwürfel gelegt wurde. Danach hat man sich Ohropax in die Ohren gesteckt und eine kleine Hand voll Linsen und Reis bekommen. Völlig abgeschirmt hat man dann begonnen die Linsen und den Reis zu trennen und jeweils zu zählen. Das Ganze ist als Entspannung gedacht, bei der man weder von seinem Handy noch von der Geräuschkulisse gestört wird und eine banale Aufgabe erledigt. Der Haufen, den ich bekommen habe, war augenscheinlich klein, aber es dauert länger als gedacht, bis man alles voneinander getrennt und gezählt hat. Entspannter als zuvor bin ich aus der Sache nicht heraus gekommen, aber es war schön, ein etwas anderes Erlebnis in einem Museum zu haben.

Etwas anders ging es auch in einer digitalen Ausstellung zu, die meine Entspannung wieder völlig aus der Ruhe gebracht hat. Dutzende PCs, angeschlossen an dutzenden Beamern, die irgendwelche Punkte berechnen bzw. darstellen. Alles blinkt und piept, danach werden zufällige Wörter erzeugt, die irgendein Code sein könnten, aber nichts ergibt Sinn.

Im Museum ist viel los und auch draußen ist Highlife mit Live Musik einem Imbiss und vielen Leuten, die es sich auf dem Rasen gemütlich gemacht haben. Es ist richtig schön wieder so unbeschwert Reisen zu können, auch wenn ich seit Silvester jeden Tag eine SMS erhalte, da es in Melbourne einen kleinen Covid Ausbruch gab. Und das nach 60 Tagen ohne Community-Übertragung in Victoria.

Community cases of COVID-19 have been identified in Melbourne. If you have arrived in Tasmania and spent time in Victoria since Sunday 20 December, please check the list of public exposure sites at https://www.dhhs.vic.gov.au/case-locations-and-outbreaks. If you have visited any of the listed sites, you are now being asked to self-isolate immediately and call the Public Health Hotline on 1800 671 738 to arrange a test. Please keep up to date and check the list of public exposure sites regularly as the situation may change quickly.

TasETravel

The list of locations and premises in Victoria where COVID-19 cases have visited continues to change based on the latest Victorian investigations.

If you are now in Tasmania and have been in Victoria since December 20, please check the list of locations and premises at https://www.dhhs.vic.gov.au/case-locations-and-outbreaks every day.

If you are now in Tasmania and were at any of the listed locations and premises at the specified date and time, please contact the Public Health Hotline on 1800 671 738 for further advice.

You should also contact the Public Health Hotline to arrange a COVID test if you develop any cold or flu symptoms.  

For more information, visit http://www.coronavirus.tas.gov.au/travelalert

TasETravel

Beschränkungen in Victoria wurden direkt angezogen und andere Bundesländer haben Einreiseverbote ausgestellt. Nach einer Woche wurden 27 Fälle in Victoria ermittelt. Danach hat sich alles schnell beruhigt und die Beschränkungen wurden wieder aufgehoben.

Vom MONA bin ich dann wieder nach Kettering gefahren und habe hier die Fähre nach Bruny Island genommen.

Vom Norden bis zum Süden der Insel sind es nur 64km und so werde ich hier alles in 24 Stunden ansehen können. Die Reise beginnt im Norden mit einer Rundfahrt über eine unbefestigte Straße.

Richtung Süden muss man dann über den Neck, dem 100m breiten Streifen, der die Insel fast in zwei teilt.

Gute Aussicht, die man sich jedoch mit einigen anderen Touristen teilt.

Also weiter zum Leuchtturm im Süden. Hier schaue ich mich kurz um und fahre dann zu meinem Campingplatz, der ziemlich voll ist. Ich finde eine kleine Ecke und gehe danach an den Strand, wo ich in Ruhe den Sonnenuntergang genießen kann.

Am nächsten Morgen stehe ich vorm Sonnenaufgang auf, in der Hoffnung ein Albino Känguru zu sehen, die es hier geben soll. Der Rundgang ist unspektakulär und Tiere sehe ich leider keine. Auch der Sonnenaufgang enttäuscht bei bewölktem Himmel. Also zurück ins Zelt und nochmal weiterschlafen.

Später geht es dann zum Highlight der Insel: Penguin Island. Ich gehe den langen Weg via Fluted Cape, der mich hoch an die Klippe führt, bevor ich wieder zu Penguin Island hinab wandere. Penguin Island ist nicht zugänglich und Pinguine sehe ich dort auch keine. Aber auf einem kleinen Fels, der neben der Insel aus dem Wasser ragt, kann ich zwei Pinguine entdecken und bin glücklich, zumindest welche gesehen zu haben.

Und dann geht es zurück zur Fähre und weiter durch Hobart die Ostküste hoch. Vorbei an der Richmond Bridge fahre ich zu meinem Campingplatz mit unglaublicher Aussicht.

Hier verbringe ich den Abend am vorbereiteten Lagerfeuer und fahre am nächsten Morgen auf die Halbinsel, die ich von meinem Campingplatz aus sehen konnte.

Erster Stop: Tessellated Pavement am Eaglehawk Neck. Hier gerade angekommen, spricht mich ein anderer Besucher an, der mich darauf hinweist, dass mein Rucksack offen war und er gesehen hat, wie am Kanal Sachen raus gefallen sind. Ahh. Also schnell zurück. Ich frage mich schon was fehlt. 16km zurück zum Kanal finde ich auf dem Weg schonmal meine zerstörte Sonnencreme und am Kanal hat der Zugbrücken-Mitarbeiter meine Sonnenbrille und Etui aufgehoben. Ein Glas ist jedoch rausgefallen und überfahren worden. Na toll. Zumindest ist sonst nichts weg und auch die Lego Figuren sind nicht herausgefallen.

Bei meiner zweiten Ankunft am Tessellated Pavement spricht mich ein Deutscher an, der mein Nummernschild gesehen hat und ein paar interessierte Fragen hat. Dietmar ist mit seiner Frau Susanne hier im Urlaub. Die beiden Leben hier in Australien und sind mit Auto und Fahrrädern unterwegs. Dietmar hat selbst schon einige große Motorradreisen gemacht und würde gerne im nächsten Jahr sein Motorrad von Melbourne nach Deutschland fahren. Wir unterhalten uns etwas, tauschen Nummern aus und verabreden uns, dass ich sie nach unserem Urlaub in Sunbury, in der Nähe von Melbourne besuchen kommen werde.

Nachdem sich unsere Wege trennen geht es dann endlich zum Tessellated Pavement. Definitiv interessanter, als die paar hundert Kilometer Fußwege, die ich bisher inspiziert habe.

Ein kleines Stück weiter gibt es dann ein Blowhole, die Tasman Arch und die Devils Kitchen.

In Fortesque Bay wusste ich, dass mir heute eine etwas längere Wanderung bevorstehen würde, diese sich jedoch lohnen wird. 4,7km führt der Cape Huay Track vom Campingplatz zur Klippe und dem Totem Pole, einem felsenden Pfeiler, den verrückte Kletterer besteigen können.

Höhenangst habe ich keine, aber ich brauche ein Gefühl von Sicherheit. Auf einem Aussichtsturm auf gläsernem Boden stehen oder hier an einem Geländer stehen und 150m hinab in den Ozean schauen und Robben beobachten, kein Problem. Aber bei dem letzten Bild, das ich entlang des Tracks aufgenommen habe, war kein Geländer, sondern nur ein 100m tiefer Fall… Geht gar nicht, da bin ich direkt auf allen Vieren. Deshalb wird man mich auch nicht auf irgendeinen Felsen in Norwegen bekommen, um ein tolles Foto zu machen. 😀

Die für mich unüblich lange Wanderung hat sich extrem gelohnt. Der Weg war bereits spektakulär und die Aussichten Klasse.

Fünf Tage habe ich hier in Tasmanien noch und meine Liste an Orten, die ich noch besuchen möchte, ist lang. Also direkt wieder aufs Motorrad und weiter Richtung Norden.

Tasmanien

Tag 938

Tasmanien

KM 81009

An Weihnachten geht es mit der Spirit of Tasmania Fähre von Melbourne nach Devonport.

Es ist der 24., aber hier in Australien ist das ja noch Christmas Eve und erst morgen ist „richtig“ Weihnachten mit Bescherung am Morgen. Die Überfahrt mit der Fähre dauert neun Stunden und dort treffe doch tatsächlich auf ein bekanntes Pärchen aus meinem Hostel.


Jo und Tor aus Schottland sind zwar vor ein paar Monaten bereits aus dem Hostel in eine eigene Wohnung gezogen, sind aber zufällig genau mit mir auf dem Weg nach Tasmanien. Sie reisen mit einem Auto und werden für zwei Wochen dort sein. Was für eine schöne Weihnachtsüberraschung. Gemeinsam gehen wir an Bord ins Kino und schauen Tenet, bevor wir abends in Devonport ankommen und erst im Dunkeln an unserem Campingplatz außerhalb des Ortes ankommen.

Hier zum Nachverfolgen meine Route bis zum Morgen des 30.12., jedes X ist eine Übernachtung.


An Christmas Day fahren wir tagsüber getrennt weiter und machen aus, dass wir uns nachmittags an einem anderen Campingplatz wieder treffen. An der Küste entlang fahre ich nach Westen durch einen kleinen Ort namens Penguin, in dem ich einen Schnappschuss für die Weihnachtsgrüße an Freunde und Familie mache. Die Mütze habe ich von Jo und Tor bekommen 🙂


Super Aussichten gibt es dann weiter bei Wynyard mit Blick über die ‚Bass-Straße‘ und den Mohnfeldern hier an Land.

Am Nachmittag treffe ich die beiden dann auf dem Campingplatz nahe Stanley. Zusammen sitzen wir am Strand und lassen es uns mit Wein und Bier gut gehen. Die Stimmung ist super.



Abends gesellt sich noch der deutsche Auswanderer Tristan und sein Hund Brüner dazu. Zu essen gibt es für mich nur Nudeln, aber das ist schon ok, dafür ist die Gesellschaft super.

Am 26., „Boxing Day“, fahren wir alle weiter. Für Tristan geht es ins Inland auf der Suche nach einem schönen Ort, in den er ziehen kann, Jo und Tor fahren Richtung Osten für besseres Wetter und schöne Strände. Ich fahre nach Westen, einfach nur weil ich bereits über 100km nach Westen gefahren bin und ich mich somit für eine große Runde gegen den Uhrzeigersinn in Tasmanien entschieden habe.

Es geht also weiter durch das unspektakuläre Woolnorth Gebiet, bis ich im Westen bei Arthur River wieder an die Küste komme. Hier am ‚Edge of the World“ campe ich für die Nacht. Die Schrifttafel am Ende der Welt hat mir besonders gefallen.

Mein vierter Tag in Tasmanien hat so einiges auf Lager für mich. Morgens unterhalte ich mich noch mit einer Fahrradfahrerin aus Melbourne, die mit mir auf dem Campingplatz übernachtet hat, bevor wir beide nach Süden fahren. Mein erster sehr kurzer Stopp ist Couta Rocks, bevor ich auf die Tarkine Road fahre. Es ist etwas regnerisch und so ziehe ich meine Regenjacke und -hose an. Die Tarkine Road führt durch viele Waldgebiete in denen Holzfällerei betrieben wird. Glücklicherweise sind die Straßen zu den Feiertagen alle leer.


Um meinen Weg nach Süden fortsetzen zu können, mache ich einen kleinen 40km Umweg zurück Richtung Stanley, um zu tanken. Dann geht es zurück zur Tarkine Road und dann weiter nach Süden über den Western Explorer. Hier ist die Straße unbefestigt und bei zunehmenden Regen ist es wirklich kein schöner Ausflug.Aussichten habe ich hier so gut wie keine, aber bei dem Regen hole ich mein Handy eh nicht so oft raus. Die Strecke ist nur 80km lang, ich brauche jedoch über zwei Stunden. Kurz vor dem Ende in Corinna regnet es dann so stark, dass ich die Straße vor mir kaum noch erkennen kann. Zumindest kommen mir hier nicht viele Autos entgegen.
Völlig durchnässt komme ich im Hotel von Corinna an. Neben einer kleinen Fähre über den Fluss und dem Campingplatz des Hotels gibt es hier sonst nichts. Tropfend-nass gehe ich ins Hotel und gehe direkt zur Feuerstelle, um mich wieder aufzuwärmen. Hier treffe ich die Radfahrerin von heute Morgen wieder. Sie hat Schürfwunden an den Beinen und Armen und hält sich die Schulter. Ihr ist im Starkregen auf der Straße ein Jeep entgegengekommen, woraufhin sie panikartig in den Richtung Straßenrand ausweicht und dabei kopfüber im Graben ladet.

Sie ist entgegen der Umstände noch gut gelaunt, auch wenn die Verletzung an Ihrer Schulter sie wahrscheinlich vom Fortsetzen ihrer Radtour abhalten wird. Zusammen mit den Fahrern des Jeeps warten wir auf den Rettungswagen, der sie zum nächstgelegenen Krankenhaus bringen soll, um sie zur Sicherheit einmal durchzuchecken. Bis der Rettungswagen da ist dauert es über eine Stunde, aber bei dem Wetter, den Straßen und den Entfernungen ist das auch kein Wunder. Sie wird samt ihrem Fahrrads mitgenommen und ich wünsche ihr alles Gute und eine schnelle Genesung.
Ich selbst wärme mich weiter am Feuer auf und bestelle einen weiteren Tee. Der Regen soll bis 19 Uhr aufhören und so lange werde ich wohl noch warten. Und kurz nach sieben lässt der Regen dann auch wirklich nach und ich kann die 60km bis zum nächsten Ort Waratah fahren, wo ich auf einem öffentlichen Campingplatz mitten im Ort übernachte. Alles ist nass und ich bin froh direkt in meinen Schlafsack zu schlüpfen und hier den Rest des Abends zu verbringen.
Am nächsten Tag sind immer noch viele meiner Sachen nass oder klamm, aber das Wetter sieht erstmal nicht so aus, als würde sich daran so schnell etwas ändern.
Ich fahre zu den Philosopher Falls.
Der Weg zum Wasserfall führt mich an einem alten Minenkanal vorbei, bis es eine lange Treppe hinunter zur Aussichtsplattform geht. Ein schöner Wasserfall und ein anstrengender Rückweg.


Bei den Treppen komme ich ganz schön aus der Puste, wochenlang Quad fahren war eventuell nicht das beste Ausdauertraining. Auf dem Rückweg zum Motorrad treffe ich zwei Australier, die nach dem Wasserfall fragen. Sie überlegen dort nach Gold zu suchen. Doch der Wasserfall ist nicht so einfach zugänglich, am Fluss oberhalb könnten sie es aber probieren. Goldsuche oder allgemein „Prospecting“ ist hier in Australien ein ganz normales Hobby, das man in weiten Teilen von Australien ohne große Beschränkungen betreiben kann, solange man sich nicht auf Privatgelände oder in einem Nationalpark befindet. Ich fahre weiter und werde wieder vom Regen erwischt. Also mache ich eine kleine Kaffeepause in Rosebery, wo ich von einem anderen Motorradfahrer angesprochen werde, der fragt was ich so mache und mir anbietet bei ihm in Südaustralien unterzukommen, falls ich in Australien festsitzen sollte oder zufällig in der Nähe sein sollte. Auch bei meinem kurzen Stopp in Zeehan spricht mich ein anderer Motorradfahrer an, der mir ein paar Tipps für die nächsten Tage gibt. Viele Motorradfahrer hatte ich vorher nicht getroffen, aber nun bin ich in der Gegend, die viele Leute für ein Tour nutzen. Und die Strecke ist wirklich nicht schlecht, nur muss man mit der nassen Straße noch etwas aufpassen. Nach Rosebury hat der Regen glücklicherweise aufgehört und so kann ich die Dünen bei Strahan gut besteigen und gemütlich zuschauen, wie die Familien mit ihren Brettern und Schalen die Dünen runterrutschen.Für die Nacht komme ich in einem öffentlichen und kostenlosen Campingplatz in Maquarie Heads bei Strahan unter. Es ist ein Gebiet, das für „Recreational Vehicles“ zur Verfügung gestellt wird und in diesem Fall sind das nicht nur Wohnmobile, sondern vor allem Quads, Buggies, und Dirt Bikes. Tagsüber fahren die Familien an den Strand, um dort Spaß zu haben. Abends, während die Erwachsenen sich um das Abendessen kümmern, fahren die Kinder auf ihren Kinder-Quads über den Campingplatz, der Übrigens einfach nur ein Wald mit einigen Freiflächen ist.

Es ist ein sehr schöner Platz, auch wenn der Lärm der anderen Camper und der Quads die Ruhe zerstört.
Am nächsten Morgen fahre ich nach Strahan, kaufe ein und frühstücke am Ufer der Bucht. Dort bereitet gerade ein Paar ein Kajak vor, mit dem sie zwei (!) Wochen die Küste rauf und runter paddeln wollen oder bei schlechtem Wetter legen sie einfach irgendwo an und Wandern. Wow, und alles nur mit den Dingen, die aufs Kajak passen, da kommt mir mein Motorrad schon als Luxusurlaub vor. Die Beiden paddeln hinaus in die Bucht und ich fahre ohne viel Muskelarbeit, aber mit vielen Kurven nach Queenstown. Ich habe den Tipp bekommen, dass es hier eine interessante Strecke zum Kelly Basin Track gibt.

38km geht es über eine normale Kiesstraße, bis die Straße sich dann für fünf Kilometer wesentlich schmaler durch den Wald schlängelt. Die Straße ist eine alte Schienenverbindung, mit der Ende des 19. Jahrhunderts Erz transportiert wurde. Die in die Hügel geschlagenen Schneisen sind heute mit Moos überwachsen und bieten einen einzigartigen Weg durch den Wald.


Am Ende der Straße beginnt der Wanderweg, der mit seinen 10km etwas lang für mich ist. Ich fahre also den gleichen Weg zurück und fahre weiter nach Ouse.
Man beachte den Vollmond, der genau hinter dem einzigen Baum am Horizont aufgeht ;-P
Am Morgen meines siebten Tages in Tasmanien ist es endlich wieder warm und trocken und ich kann gemütlich weiter nach Süden fahren.
Es geht zum touristischen Russell Falls.
Hier ist gut was los und ich höre sogar ein paar Leute deutsch sprechen, aber ich halte mich bedeckt und schaue mich eigenständig um. Die Wasserfälle sind leicht zugänglich und deshalb wahrscheinlich auch so beliebt. Von Hobart bis zum Visitor Centre ist es nur eine Stunde und der Weg zu den Wasserfällen nur 800m. Aber wie man sieht, lohnt es sich, und auch die Horse Shoe Falls ein paar Hundert Meter weiter sind sehr schön.


Weiter westlich fahre ich durch das Big Tree Forrest Reserve mit seinen Riesen-Eukalyptus-Bäumen.

Just außerhalb des Schutzgebiets wird mit den Bäumen auch gut Holzfällerei betrieben. 95km weiter am Ende der „Sackgasse“, in die ich mich begeben habe, komme ich am Gordon Damm an.

Und bei den Bildern vom Damm war ich immer von Drohnenaufnahmen ausgegangen, doch vom Parkplatz hat man wirklich diesen unglaublichen Ausblick.Der fünftgrößte Damm Australiens produziert circa 13% des Energiebedarfs von Tasmanien und war zur Zeit seiner Planung bis zum heutigen Tag ein umstrittenes Projekt, denn aus dem kleinen, idyllischen Lake Pedder wurde durch die Stauung des Wassers ein riesiger Lake Pedder und Lake Gordon, dem größten See Australiens. Aber die Aussicht und die Dimensionen des Damms sind einfach nur atemberaubend.

Man kann hinunter zum Damm gehen und von dort in die Tiefe, sowie auf den Lake Gordon blicken.
Weiter geht es zum Campingplatz am Edgar Dam am südlichen Ende des Lake Pedder, an dem ich wieder Zeit mit mir selbst verbringe. Viel Kontakt mit anderen Campern oder anderen Leuten hatte ich eigentlich nicht, bis auf kurze Begegnungen und Gespräche. Hier sind wohl viele Leute im normalen Urlaubsmodus und genießen die Zeit Unter sich über die Feiertage. Aber für mich ist das auch ok, Langeweile habe ich ja sowieso meist nie. Da habe ich dann Zeit in meinem riesen Wälzer zu lesen, der doch mehr Platz verbraucht, als mir manchmal lieb ist.
(Bild aufgenommen im Hostel)

Und am nächsten Tag ist schon Silvester und so mache ich mich auf in die Hauptstadt von Tasmanien, Hobart.

Hier checke ich für zwei Nächte in ein Hostel ein und treffe mich wieder mit Jo und Tor.
Abends gehen wir in einem Irish Pub und versuchen das vergangene Jahr mit vielen Bieren hinter uns zu lassen. Wir setzen uns zu einem anderen Pärchen und später gesellen sich noch zwei Männer dazu. Wir unterhalten uns über unsere Woche in Tasmanien und was sonst so dieses Jahr passiert ist.
Zu Mitternacht gibt es das Feuerwerk über dem Hafen und das Jahr 2021 beginnt.