Tag 1082
Melbourne
KM 83172
Und es geht weiter. Wie ich es versprochen habe, werde ich diesen Blog noch zu Ende führen und euch über die letzten Monate meiner Reise informieren.
Nach zwei Nächten in Melbourne ging es zurück nach Adelaide (13. Januar 2021) für das nächste Projekt in der CBD. Für zwei Wochen arbeiten wir in Adelaide und Adelaide North.
Die zwei Wochen hier laufen recht entspannt. Vom wohlhabenden Norden der Stadt bis zum belebten Zentrum geht es über viele Fußwege, Einkaufsstraßen, aber auch Parks und Denkmäler. Außerdem habe ich noch einmal die Chance mich mit Helena zum Brunch zu treffen.
Danach geht es für Nick, Adel und mich zurück Richtung Melbourne. Am anderen Ende der Bucht liegt Geelong, unserem Zuhause für die nächste Woche. Von hier fahren wir nach Süden zur Surf Coast und arbeiten hier in den Städten, in denen ich vor fast eineinhalb Jahren meine Rundreise durch Australien begonnen habe.
Torquay, Anglesea, Aires Inlet und Lorne, sowie ein paar weitere kleine Orte im Landesinneren. Die Aussichten sind teils super und auch das Wetter spielt mit. Ich habe die Chance Lara und Louis wieder zu treffen, die ich im Cradle Mountain National Park auf Tasmanien kennengelernt habe. Wir hatten einen schönen Abend in ihrem gemieteten Haus auf einer großen Farm im ländlichen Gnarwarre.
Ansonsten habe ich meine Zeit in der Unterkunft damit verbracht ein wenig zu backen und meine Pizza-Skills zu verbessern.
Nach zwei Tagen in Melbourne, in denen ich an einem Tag natürlich eine Motorradtour mit Oliver und Martin mache, geht es schon wieder weiter. Dieses Mal wieder Richtung Sydney. 850 km fahre ich allein den Truck, während Nick den Ford Territory mit Anhänger fährt. Von Goulburn aus arbeiten wir im kleinen Upper Lachlan Shire, wo ich sogar einen kleinen Fototermin und Treffen mit dem Bürgermeister habe. In der lokalen Zeitung wird ein kleiner Bericht erscheinen, dass wir hier die Gehwege und Straßen inspizieren werden. Vom Road Surveying Team ist Simon dabei.
Abends habe ich dann wieder die Chance eine alte Bekanntschaft zu treffen. Ich bin zum Abendessen bei Bob, Holly und Eva, denen es super geht und es gut aus der Pandemie geschafft haben.
Nach zwei Tagen in Goulburn fahren wir weiter nach Sydney in den westlich Stadtteil Penrith, wo unsere Firmenzentrale ansässig ist und wo wir unsere nächste Inspektion haben. Die Arbeit hier ist etwas speziell, da die Untersuchung des Fußweges bereits erfolgt ist, die Gemeinde sich aber entschieden hat, zusätzlich alle Rampen der Bürgersteige untersuchen zu lassen, ob sie den Vorschriften für behindertengerechten Zugang erfüllen. Dieses Mal sind wir nicht mit unseren Quads unterwegs, sondern zu Fuß, was wirklich anstrengend ist, wenn man acht Stunden pro Tag arbeitet.
Unsere freien Tage nutzen Nick und ich damit den Blue Mountains National Park zu besuchen. Von den Three Sisters machen wir eine kleine Wanderung zum Kiah Lookout. Auf dem Rückweg werde ich von irgendetwas am Knöchel gestochen oder gebissen. Ich schüttelte es so schnell ab, dass ich nicht sehen konnte, was es war. Aber es sticht wirklich sehr beim Laufen und ist echt nervig. Am nächsten Tag arbeite ich normal, obwohl mein Knöchel immer noch sticht. Ich fahre ein paar Stellen mit dem Auto ab und lege meinen Fuß am Ende des Tages ruhig. Doch nach der Anstrengung des Tages schwillt der Fuß an und ich kann kaum noch laufen. Ich besorge mir Fenistil und mache den nächsten Tag frei. Den ganzen Tag kann ich kaum laufen und der Fuß schmerzt extrem. Aber am nächsten Tag ist es bereits so gut, dass ich wieder arbeiten kann. Eventuell wurde ich da wohl von einer netten Spinne gebissen, die hier in Australien ja nicht den besten Ruf haben.
Eine Woche nach meiner Spinnenattacke nehme ich mir die Zeit und gehe Blut spenden. Normalerweise kann ich auf meinen Reisen ja kein Blut spenden, da ich mich in den 3-6 Monaten zuvor noch irgendwo im Ausland aufgehalten habe. Aber nachdem ich jetzt so lange in Australien bin, habe ich endlich die Chance dazu. Im Lifeblood Nepean Donor Centre kann ich meinen australischen Führerschein vorzeigen und werde behandelt wie ein Australier. Das Prozedere und der Fragebogen sind sehr ähnlich zu dem in Deutschland und auch das Personal ist genau so nett. Hier in Australien ist es illegal, für eine Blutspende bezahlt zu werden und so gibt es wie in Deutschland Snacks und Getränke. Außerdem bekomme ich hier einen Anhänger als Dankeschön für meine Spende. Glücklicherweise kenne ich meine Blutgruppe, denn normalerweise würde man den Anhänger erst bei seiner zweiten Spende bekommen.
Nach meiner Spende fahre ich zum berühmten Bondi Beach, zu dem ich es letztes Jahr nicht geschafft hatte. Es ist ein wunderschöner Strand und es ist einiges los. Ich sehe sogar das Filmteam der Doku-Serie „Bondi Rescue“.
Unser letztes Wochenende in Sydney nutzen wir mit einem weiteren Ausflug Richtung Blue Mountains. Wir besuchen die Wentworth Falls und genießen erneut den Blick über den riesigen Blue Mountains National Park.
Am Samstag, 27. Februar 2021, machen Nick und ich uns auf in den Taronga Zoo inmitten der Stadt. Der Zoo bietet über hundert Spezies auf 28 Hektar.
Drei Stunden verbringen wir hier und versuchen alle australischen Tiere zu sehen, die wir in freier Wildbahn nicht gesehen haben. Wie zum Beispiel der Tasmanische Teufel oder Koalas.
Am nächsten Tag treffe ich mich nochmal mit Gordon. Zusammen mit Nick fahren wir nördlich von Sydney zuerst zu „Pie in the Sky“, einem bekannten Motorradfahrer Spot, der auf kurviger Strecke einen Stopp mit (Meat) Pie und Kaffee bietet. Danach fahren wir weiter nach Brooklyn und essen im The Anglers Rest zu Mittag. Hierher werde ich in zwei Monaten sogar nochmal zurückkehren, um die Gehwege zu inspizieren 😛
Nach Penrith geht es für uns wieder zurück nach Victoria, 850km an einem Tag und dann nochmal 210km bis nach South Gippsland südöstlich von Melbourne, um noch vor Mittag weiter zu arbeiten. Hier verbringen wir nur vier Tage in einem alt eingerichteten AirBnB, um unsere Arbeit zu erledigen.
Dann geht es schon wieder zurück nach Melbourne (5. März 2021) und dieses Mal nicht direkt ins Hostel. Ich habe mir etwas gegönnt, das ich schon sehr lange machen wollte. Ich habe zwei Nächte in einem Tiny House gebucht. Das Tiny House steht im Wohngebiet im Stadtteil Preston. Es steht auf der Hofeinfahrt von Beck. Sie hat das Haus bauen lassen und möchte darin einmal mit ihren Kindern durch Australien reisen. Bis dahin vermietet sie es auf AirBnB und holt sich die Baukosten wieder ein.
Im Haus gibt es ein Sofa, eine Küche, ein Badezimmer mit Dusche und Trockentrenntoilette und ein Schlafloft. Auch wenn es tiny ist, komme ich hier mit meinen 1,96m gut klar. Nur im Loft muss man natürlich etwas krabbeln. Ich habe mich schon lange mit Tiny Häusern beschäftigt und bin begeistert vom Konzept. Hier in Australien gibt es viele Leute, die dem teuren Hausmarkt mit einem Tiny House entkommen wollen. Mich zieht der Minimalismus an, der ein Tiny House mitbringt: keine Möglichkeiten Dinge anzusammeln und somit kein Stress die leeren Ecken seiner Wohnung mit Zeug zu füllen zu müssen. Begrenzung auf die wichtigen Dinge eben.
So attraktiv die Idee jedoch für mich ist, so bin ich mir über die Schwierigkeiten eines Stellplatzes und die bürokratischen Hürden in Deutschland bewusst und werde das Projekt wohl erstmal nicht verfolgen.
In Melbourne verbringe ich weitere fünf Wochen für eine Asset Survey in Prahran, die wir wieder zu Fuß durchführen. Da mein Hostel genau am Rand von Prahran liegt, ist es für mich einfach jeden Tag zu meinem Arbeitsgebiet zu kommen.
Ende März muss ich jedoch aus dem Lord’s Lodge Hostel raus. Nach jahrelangem Betreiben und vielen Erinnerungen, die auch ich hier gemacht habe, wird das Hostel permanent schließen. Durch Covid kommen immer noch keine neuen Backpacker ins Land und so bleiben auch die Gäste in den Hostels aus. Ich war bereits froh, dass das Hostel nicht schon letzten Frühling geschlossen hat, aber jetzt muss ich mir für die letzten zwei Monate doch noch etwas Neues suchen. Ich ziehe ins YHA Metro in der Nähe des Victoria Markets und verabschiede mich von den Bewohnern, mit denen ich mich teilweise gut angefreundet habe und sicher vermissen werde. Denn die meisten ziehen entweder in Shared Houses oder kleine gemietete Unterkünfte.
Leute mit denen ich Zeit im Lord’s Lodge verbracht habe: Michael, Costa, Brenton, Matt, Nikki, Samantha, Dama, Richard, Jo, Jimmie, Tor, Flo, Sunny, Trippy (Connor), Emily, Fabian, Nele, Sheryl, Dennis
Im YHA Metro habe ich wieder ein vierer Mehrbettzimmer, das ich mir mit einer anderen Person teile. Das Lodge war vorher so leer, dass jeder sein eigenes Mehrbettzimmer hatte.
Das Hostel ist gut eingerichtet und recht groß. Es sind viele Australier hier, die sich wohl keine eigene Wohnung leisten wollen oder können. Daher finde ich hier auch nicht wirklich Anschluss. Es gibt nur eine Hand voll Reisender, die jetzt so wie ich aktuell nur arbeiten. Und bei den Reisenden, die hier sind, suche ich selbst keinen Anschluss, da ich ja sowieso bald abreise. Ich hatte somit neben Smalltalk keinen wirklichen Kontakt mit den Bewohnern.
Ich arbeite also viel und verbringe meine Freizeit mit meinem Zauberwürfel, lese „Fire and Blood“, koche, mache kleine Ausflüge oder gehe ins Museum oder Kino (Nomadland, The Father) oder mache eine letzte, kleine Motorradtour.
Am 6. April ist dann ein sehr wehmütiger Tag: Ich bringe mein Motorrad zur Verschiffung nach Melton zu meinem Shipping Agent. Nachdem ich es am Vortag ausgiebig gereinigt habe, wird es heute zum dritten Mal auf eine Palette geschnürt und zum zweiten Mal in einem Container transportiert. Ab jetzt kümmert sich Brent von Bikes Abroad um mein Motorrad und den Transport nach Hamburg. Der Transport dauert mindesten sechs Wochen und so kann ich mir sicher sein, dass mein Motorrad nicht vor mir in Deutschland ankommt und ich eventuell Lagerungskosten im Hafen entrichten muss. Ich habe noch die Hoffnung, dass das Motorrad vor meinem Geburtstag in Hamburg ankommt und ich mit dem Motorrad nach Hause fahren kann. Die Tatsache, dass ich eine große Beule in der Felge habe und damit wohl keinen TÜV bekommen werde, macht die Aussichten auf eine motorisierte Heimfahrt jedoch sehr klein.
Nach ein paar weiteren Tagen zu Fuß durch Prahran geht es für mich allein zurück nach Sydney. Dieses Mal via Flugzeug. Vor 22 Monaten bin ich das letzte Mal geflogen und nun mit Covid ist es doch ein anderes Erlebnis. Der Flughafen ist sehr ruhig, aber das Flugzeug ist trotzdem komplett ausgebucht. Der Flug dauert nur 1:30 Stunden und so bin ich bereits mittags in der Firmenzentrale in Penrith.
Namen von Kollegen: Luke, Josh, Nick, Emma, Mike, Elistair, Adel, Louis, Jesse, Megan, Emma, Amaja.
Von hier fahre ich mit Auto und Anhänger mit einem Quad nach Hornsby zu meinem nächsten Projekt. Anfangen kann ich jedoch nicht direkt. Die Technik auf dem Quad macht Probleme und ich bekomme es nicht gefixt. Am nächsten Tag probiere ich es wieder, doch die Segmente brechen immer wieder ab, da das GPS Modul Probleme macht. So muss ich nachmittags wieder zurück zur Firma und das Quad austauschen… Sind ja nur 100km, um einmal hin und zurück durch Sydney zu fahren 😀
Aber ich schaffe es noch mich abends mit Gordon und seiner Frau Julie zu treffen. Im Castle Hill RSL Club haben wir einen schönen Abend und verabschieden uns auf unbestimmte Zeit.
Mit dem neuen Quad schaffe ich das Projekt in einer Woche und fliege danach zurück nach Melbourne (20. April).
Meine Kollegen Nick und Adel haben die Asset Survey in Prahran beendet und wechseln zum Road Survey Team, das Straßen und Bordsteine zu inspizieren. Ich habe meine beiden neuen Kollegen Noomi und Alex bereits kennengelernt. Sie haben gerade erst angefangen und lernen hier im Moonee Valley die hohe Kunst des Knöpfedrücken, während man mit 8 km/h über einen Gehweg fährt und Risse im Beton zählt.
An einem Wochenende gehe ich in die Disney Ausstellung des ACMI (Australian Centre for the Moving Image). Es gibt einige originale Zeichnungen und Modelle, aber sonst ist die Ausstellung für mich nicht so interessant.
Ich gebe mir noch etwas Mühe Melbourne mehr zu entdecken, gehe öfters raus und bestelle Essen, aber die Luft ist raus und ich freue mich zurück nach Deutschland zu kommen, endlich Freunde und Familie wiedersehen,
Mein Motorrad verfolge ich via Container Tracking. Mittlerweile (5. Mai) ist es in Sri Lanka. Ich kann via MarineTraffic.com das Schiff verfolgen und sehe jeweils den nächsten Stopp und ich kann über die Seite des Spediteurs Start und Ankunft des Containers mit Ziel Hamburg verfolgen. Die Ankunft wird potenziell immer nach hinten verschoben und die initiale Angabe mehr als optimistisch, aber zumindest ist der Suez Kanal seit fünf Wochen wieder frei und so sollte das Schiff dort nicht in Verzug geraten 😛
Am 22. Mai fahre ich zum letzten Mal zu Oliver, um mich zu verabschieden. Wir essen noch einmal mit der ganzen Familie zusammen und sagen dann unsere Goodbyes.
Ich schätze mich überglücklich einen so guten Freund und Mitstreiter gefunden zu haben, der immer für mich da war, mich unterstützt und mir geholfen hat. Wir haben gemeinsam so viel erlebt, nicht nur von Marree bis nach Darwin, sondern auch auf den unzähligen kleinen Trips in den Yarra Ranges und unserem kleinen Kayak Ausflug auf dem Yarra River. Thank you for everything! See you on the road!
Meinen letzten Tag in Australien nutze ich, um noch ein paar mehr Souvenirs zu kaufen und natürlich, um ein letztes Mal ins Kino zu gehen: A Quiet Place 2. Zurück in Deutschland werde ich ja erstmal nicht ins Kino können, da alles geschlossen ist.
Am 24. Mai ist es dann so weit. Ich checke aus meinem Hostel aus, verabschiede mich von den paar Leuten, die ich kenne und nehme den Bus zum Flughafen.
Viel Gepäck habe ich nicht. Viele Sachen sind in meinem Motorrad; Sachen aus der Küche und einige Dinge vom Motorrad, wie Öle, Sprays und Reinigungsmittel habe ich Oliver überlassen; Klamotten habe ich ein paar gespendet und mein Zelt hat sein Lebensende erreicht und hat seinen Weg in die Entsorgung gefunden.
Im Gepäck habe ich die Sachen, die ich die letzten Wochen noch gebraucht habe und die, die ich auf meiner Coming-Home-Tour benötige und natürlich einige Souvenirs und Kleinigkeiten für Freunde und Familie.
23 Monate und 17 Tage war Australien mein Zuhause. Aber jetzt geht es wieder nach Hause!
Off we go!
Fortsetzung folgt…
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